Jesaja 12,2

Ja, Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen.

Rettung? Sind wir überhaupt noch zu retten? Wollen wir vielleicht gar nicht gerettet werden? Oder sind wir nicht ohnehin alle längst gerettet?

Wenn Gott meine Rettung ist, dann heißt das, ohne Gott bin ich verloren.

Wer kann denn das schon so radikal formulieren! Es lebt sich doch gut so, ohne Gott. Man merkt kaum einen Unterschied. Obwohl... eigentlich lebt es sich sogar besser, stressfreier und unkomplizierter ohne Gott. Man kann sich die paar Grundwerte, die man für ein ordentliches und würdiges Menschsein braucht, auch selber aufsagen und danach leben.

Gott ist meine Rettung – das ist ein Satz für Schwache. Ich meine, die können ja ganz stark sein, aber sie haben eben ein schwaches Selbstbewusstsein. Sie glauben, sie wären ohne Gott verloren. Das hat man ihnen ja auch immer eingebläut.

Ja, ich bin so eine Schwache. Mir wird manchmal ganz schwindlig vor Entsetzen, wenn ich an das denke, was alles schief gehen könnte in meinem Leben, in meinem Alltag. Als die Kinder klein waren, barg jeder Tag eine Gefahr der Verletzung welcher Art auch immer für ihre kleinen  Körper oder Seelen. Ich wusste, dass ich nicht immer und überall da sein konnte, um sie zu beschützen. Dann, als sie groß waren und sich bis in die Nacht hinein auf der Straße oder wo auch immer aufhielten und ich gar keine Schutzfunktion mehr ausüben durfte.

Schwach ist man, wenn man liebt. Richtig schwach und bodenlos vor Angst geschüttelt. Dann kann man ohne Weiteres mit Jesaja sagen: ja, Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. In seine Obhut gebe ich, die ich liebe und auch mein Leben.

Karin Rosenbaum, Nordwohlde